Die Geschichte des Riesen
Der „Riesen“ kann mit Fug und Recht als die älteste Fürstenherberge Deutschlands bezeichnet werden.
12. Jhd.
Wie Dr. Ph. Madler in seiner 1865 erschienenen Schrift Historische Denkwürdigkeiten des Gasthaus „Zum Riesen“ schreibt, war der Hof „Zum Riesen“ schon Mitte des 12. Jhd. urkundlich bekannt gewesen. 1314, kurz nach seiner Königswahl, habe sich Ludwig der Bayer im „Riesen” zu Miltenberg aufgehalten und Karl IV. habe im Februar 1368 acht Tage lang hier Quartier genommen.Urkundliche Unterlagen die Dr. Madler als Quelle dienten, sind heute nicht mehr vorhanden.
1411
Historisch gesichert ist jedoch die erste urkundliche Erwähnung des „Riesen“ in einem Gerichtsbuch von 1411. Hier wird unter dem 6. Juli der „Riesen-Wirt“ Conrad Trestram genannt, der vermutlich den gotischen Bau errichtete, von dem heute noch Teile in dem 1590 erstellten Riesen-Gebäude erhalten sind.
1589
Ein herausragender „Riesen-Besitzer“ muss wohl der aus Schwäbisch-Hall stammende Jost Virnhaber gewesen sein. Dem „Rathsfreundt und Gastgeb Zum Riesen“ wurden 1589 hundert Eichenstämme zum Umbau vom Rat bewilligt, „weil es eine Fürstenherberge“ sei. Als Baumeister des imposanten Renaissancebaus ist der Zimmermann Jakob Stoer vermerkt. Das schöne Renaissanceepitaph des Jost Virnhaber, er starb am 31.07.1600, ist heute noch an der Außenwand der Laurentiuskapelle zu bewundern. Im 19. Jhd. hatte der „Riesen“ auch ein Braurecht. Davon zeugt heute noch der Braustern am Wirtshausschild.
1627
Viele Hexenprozesse hatten den wirtschaftlichen Neid als wesentliches Motiv, deshalb mag es nicht verwundern, dass gerade sich auch „Riesen-Wirte“ unter den Angeklagten befanden. So endeten 1627 der aus Freudenberg stammende Lorenz Beck und 1629 sein Vorgänger als „Riesen-Wirt“ Benedikt Stumpf samt Frau auf dem Scheiterhaufen. Beide waren mit Enkelinnen des Jost Virnhaber verheiratet. Der Platz vor dem „Riesen“ findet sich in vielen Protokollen der Hexenprozesse als Hexentanzplatz.
Becks Tochter heiratet 1643 den Witwer Leonhard Allemann. In dieser Familie bleibt der „Riesen“ bis 1732. Danach wechselt er häufiger seine Besitzer. 1898 erwarb der Hotelier Paul Hülbig den „Riesen“. Ihm folgte 1920 sein Sohn Oskar. Nach dessen Tod 1948 führte seine Witwe Lina den Gasthof, bis ihr Sohn Wolfgang Hülbig seine fachliche Ausbildung abgeschlossen hatte.
1970
Seit 1970 befindet sich der „Riesen“ im Besitz des Diplom-Ingenieurs Werner Jöst, der als Freier Architekt aus Weinheim a.d. Bergstrasse schon seit langem mit dem spätmittelalterlichen Bauwesen und dem „Riesen“ im Besonderen vertraut war. Mit großem Einsatz hat er die bauliche Substanz grundlegend saniert. Das Gasthaus, verpachtet an eine Frankfurter Konzernbauerei, konnte jedoch in Ausstattung und Führung dem Anspruch des „Riesen“, ältestes Gasthaus, ja sogar Fürstenherberge zu sein, nicht gerecht werden und schloss im Herbst 1999 seine Pforten.
Im April 2001 fand nach einer grundlegenden Renovierung der Innenräume durch das Brauhaus Faust zu Miltenberg, die Neueröffnung des Gasthaus “Zum Riesen“ statt. Bei den Renovierungsarbeiten wurde der historischen Bedeutung dieses Hauses in besonderem Maße Rechnung getragen. Heute befindet sich hier wieder ein traditionelles Wirtshaus auf gutem Niveau, in dem sich die Miltenberger und die Fremden gleich welchen Alters und welcher Profession wohlfühlen. Traditionell und gleichzeitig einmalig!
Stammgastkrug
Neben allerlei Besonderheiten bietet der „Riesen“ dem treuen und honorigen Stammgast ein, für unsere Region, außergewöhnliches Privileg.
Sofern er dem hohen Anspruch gerecht wird, kann ihm der Wirt die Erlaubnis erteilen, seinen Stammtischkrug mit graviertem Zinndeckel dort unter Verschluss aufzubewahren und erhält dafür seinen eigenen Schlüssel. Zudem überreicht ihm der Wirt das „Ehren-Stammgast-Diplom“.
Wenn auch Sie zu den Stammgästen im ältesten Gasthaus Deutschlands, und dies zudem mit eigenem Stammgastkrug zählen wollen, dann sprechen Sie bitte mit dem Wirt.